Jahresbericht 2023

Die Nase im Wind hat die SHO alleweil, was sich insbesondere auch in der Öffentlichkeitsarbeit niederschlägt. Im 2022 haben wir uns vorgenommen, proaktiv unsere Präsenz in der Öffentlichkeit zu steigern, sei es durch digitale Formate oder Printmedien. Dies ist uns gut gelungen, die Vielfalt der Angebote der SHO werden in den Berichten gut abgebildet, die mediale Präsenz wurde im Vergleich zum 2022 verdreifacht und wir erhielten viele wohlwollende, interessierte und spannende Rückmeldungen. Zur Veranschaulichung haben wir einige veröffentlichten Beiträge aus den verschiedenen Abteilungen in diesem Jahresbericht verlinkt. Auch die mittlerweile berühmt-berüchtigten Werbesprüche der SHO, welche auch diesen Jahresbericht zieren, wurden erweitert und erfreuen sich grosser Nachfrage, da sie auch in Postkartenform erhältlich sind.

Warum Suchthilfe nicht Acqua minerale heisst

Die Medienpräsenz der SHO war insbesondere gegen Ende des Jahres nicht ausschliesslich selbst gewählt. Teile der Schweiz wurden von der «Crackwelle» überflutet und auch der Kanton Solothurn bekam die Auswirkungen zu spüren. Presse, Politik und Öffentlichkeit verlangten nach Lösungsansätzen, um das Problem zu beseitigen oder zumindest zu entschärfen. Die Suchthilfen haben Massnahmen entwickelt, die nun geprüft werden. Die Belastung für das Personal war und ist erhöht, der Umgang der Mitarbeitenden mit der Situation gewohnt pragmatisch und souverän. Um Massnahmen wie die Installation eines Sicherheitsdienstes und die engere Begleitung der Crack-Konsumierenden zu gewährleisten, mussten die beiden Suchthilfen (SHO und PERSPEKTIVE) um zusätzliche, vorerst temporäre finanzielle Mittel anfragen. Der Verband der Solothurnischen Einwohnergemeinden (VSEG) liess sich an einer Vorstandssitzung im November die Situation erklären, um im Anschluss einstimmig einer temporären Erhöhung der Gemeindebeiträge zuzustimmen.

Im Namen der Gesellschafter der Suchthilfe Ost wie auch der gesamten Belegschaft möchte ich mich an dieser Stelle bei allen Gemeinden für diese schnelle Hilfeleistung und das damit verbundene Vertrauen in unsere Organisation bedanken.

Georg Lindemann

Die SHO erhielt nach erfolgter Überprüfung der Aufsichtsbehörde des Kanton Solothurns erneut die Betriebsbewilligung, diese wurde für die nächsten 10 Jahre erteilt. Weiter wurde das Sicherheitskonzept der SHO angepasst und ein den neuen Bestimmungen angeglichenes Datenschutzreglement erstellt und in Kraft gesetzt.

Im Mai 2023 fand eine eintägige Mitarbeitenden-Retraite statt. Hierbei wurde das Thema Fehler- und Feedbackkultur aufgegriffen. Die Themenwahl resultierte aus den abgeleiteten Massnahmen bezüglich der Mitarbeitenden-Befragung vom Jahr 2022. Die Retraite führte abteilungsübergreifend zu grösserem gegenseitigem Verständnis zu den individuellen Herausforderungen und Problemlagen und dem Umgang damit.

Die SHO konnte in Zusammenarbeit mit der Susy Utzinger Stiftung ein neues Angebot für kostenlosen Tierfutterbezug und eine Tierarztsprechstunde etablieren. Die beiden Angebote werden rege genutzt.

Im Bereich der niederschwelligen Beschäftigungsprogramme ist die SHO seit 2023 daran, in Zusammenarbeit mit anderen Anbieter:innen, neue Angebote zu entwickeln. Es handelt sich hierbei um das Programm R, welches vom Staatssekretariat für Migration unterstützt – und vom Kanton organisiert – wird. Dabei handelt es sich vorerst um eine Pilotphase, über eine Weiterführung wird voraussichtlich im Jahre 2025 entschieden. Bei den Angebotsentwicklungen geht es darum, Menschen, welche aktuell nicht in den ersten Arbeitsmarkt integriert werden können, Unterstützung anzubieten, welche sich nicht ausschliesslich an der direkten Integration in den ersten Arbeitsmarkt orientiert. Die Teilnehmenden sollen u.a. dabei unterstützt werden, ihren Alltag autonom zu bewältigen, und durch die Angebote sollen soziale Kontakte und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglicht werden. Dies sind Ziele, welche das Beschäftigungsprogramm «Tagwerk» der SHO bereits seit längerem verfolgt und durch die neu gewonnen Ressourcen noch intensiviert angegangen werden können. Unabhängig vom Programm R ist das Tagwerk weitergewachsen und erfreut sich täglich am Gegacker und den Eiern der Hennen, welche sich im selbst ausgebauten Hühnerstall sichtlich wohl fühlen. Hühnergottis

Für das Case Management bedeutete das Jahr 2023 ein Jahr Umstrukturierung und Reorganisation. Neu sind die Aufgaben des Case Managements in die einzelnen Abteilungen integriert und die Abteilung Case Management als solche aufgelöst.

Verschiedene Abläufe wurden überarbeitet und angepasst. So erfolgt beispielsweise bei Erstkontakten mit der Administration bereits eine erste Differenzierung, um welche Anliegen es sich handelt. Dies ermöglicht eine gezieltere Triage an die entsprechende Abteilung.

Die Suchtberatungsstellen der SHO und auch deren Fortbildungsangebote (zum Bsp. Glücksspiele) werden gut nachgefragt, im 2023 wurden über tausend Menschen beraten. Das noch junge Angebot der Jugendberatung wird rege genutzt und die Zahlen zeigen auf, dass sich diese sehr gut etablieren konnte. Die Jugendberatung wurde strukturell in das Team der Abteilung Prävention und Gesundheitsförderung integriert  (Engagiert gegen Suchtmittelmissbrauch). Dies, da der fachliche Austausch besser gelingt, da diese Abteilung sich stärker mit Jugendfragen befasst, als dies bei der Beratungsabteilung der Fall ist. Die Investition in die eigene Website jugendberatung-ost.ch und in diversifizierte Informations-Flyer war sicherlich sinnvoll.

Das Angebot der ambulanten Wohnhilfe wurde auch im Jahr 2023 intensiv genutzt, was dazu führte, dass die Wohnungen beinahe durchgehend belegt waren sowie eine Warteliste geführt werden musste. Insgesamt fanden 2426 Begleitungen (eine Begleitung entspricht 60 Minuten) statt. Nebst den Besuchen der Klientinnen und Klienten in deren Wohnung werden sporadisch auch Ausflüge organisiert, um Pilze zu suchen oder gemeinsam im Wald zu grillieren. Gegen Ende des Jahres kam es zu einer ungewohnt hohen Fluktuation des Angebotes. Dies ist einerseits darauf zurückzuführen, dass es einigen Klienten und Klientinnen gelang, eine eigene Wohnung zu finden. Im Gegenzug kam es auf Grund von schwer tragbaren Verhaltensweisen zu mehreren Kündigungen von Klientinnen und Klienten seitens der SHO oder durch die Verwaltungen der angemieteten Wohnungen. Diese letztere ungünstige Entwicklung steht in engem Zusammenhang mit der «Crack-Situation».

Der Anstieg von Crackkonsumierenden führte weiter zu einer spürbaren Mehrbelastung der Kontakt- und Anlaufstelle (K&A). Die Konsumzahlen stiegen und die Nutzenden der K&A zeigten öfter gereiztes Verhalten. Auf Grund der angespannteren Gesamtsituation und den sich bildenden Ansammlungen vor den Räumlichkeiten der K&A, musste zur Entschärfung der Situation ein Sicherheitsdienst installiert werden. Des Weiteren entschloss sich die SHO, den bis anhin bedingt gewährten Zugang ausserkantonalen Nutzenden (mehrheitlich vom Kanton Aargau) keinen Zutritt mehr zu gewähren. Diese Massnahmen zeigten eine deutliche Verbesserung und werden bis auf weiteres beibehalten. Erfahrungsbericht Crack

Die Stadtküche war das ganze Jahr über während sieben Tagen geöffnet, die Konsumräume an sechs Tagen. Diese Öffnungszeiten haben sich bisher gut bewährt. An den Sonntagen werden nicht selten besondere Angebote lanciert: Vom Brunch über Kino mit Chili oder kostenloses Haareschneiden ist Vielfalt gewährleistet. Eselsbrücken

Nach 15 Jahren Tätigkeit in der SHO wurde die Abteilungsleiterin der Stadtküche und Kontakt- & Anlaufstelle, Patrizia Twellmann, pensioniert. Abschied Patrizia

An dieser Stelle möchte ich mich noch einmal von ganzem Herzen bei ihr für das grosse Engagement für die SHO und deren Klienten und Klientinnen bedanken. Ihr Herzblut für diese Arbeit war bis zur letzten Minute erlebbar.

Die Nachfolge konnte an Catarina Martins übergeben werden, welche bereits in der SHO tätig war und aus vorhergehenden Anstellungen über Führungserfahrung verfügt. So konnte eine Abteilungsleitung eingesetzt werden, die die Werte und Normen der SHO gut kennt und mit vielen Arbeitsabläufen schon vertraut ist.

Ursula Hellmüller

Crack-Situation

Im Jahr 2024 wird uns die Situation rund um das Thema Crack weiterhin begleiten. Die Situation der K&A und deren Klientinnen und Klienten wird auf verschiedenen Ebenen angegangen, es sind diverse Austauschgefässe zur Thematik geplant; dies auf lokaler, kantonaler und nationaler Ebene. Die SHO wird situationsbedingt geeignete Massnahmen prüfen und installieren. So sind beispielsweise wöchentliche medizinische Sprechstunden durch eine Ärztin und einen Arzt geplant wie auch die engere psychosoziale Begleitung von Konsumierenden in Form aufsuchender, lebensweltorientierter Sozialer Arbeit. Wir sind überzeugt davon, dass ein Angebotsmix aus medizinischer und psychosozialer Begleitung unter Einbezug, Anpassung und Erweiterung von bestehenden Angeboten und Ressourcen (insbesondere auch in den Bereichen Wohnen/Obdach) die beste Wirkung erzielen kann.

Gesundheitsmanagement Mitarbeitende

Auf der Leitungsebene werden sich Geschäftsleitung und Abteilungsleitende mit dem Thema «Gesundheit der Mitarbeitenden» auseinandersetzen. Dabei sollen Massnahmen entwickelt und festgelegt werden, um (längere) Krankheitsausfälle zu vermindern. Weiter soll Wissen zu Gesundheitsthemen durch externe Fachpersonen an einer internen Weiterbildung vermittelt werden. Es gilt, Mitarbeitende wie auch Vorgesetzte für dieses Thema zu sensibilisieren und Selbstverantwortung wie auch Aufgaben des Betriebes hinsichtlich der Förderung der persönlichen Gesundheit zu klären und besprechbar zu machen.

Der Betriebsertrag der SHO belief sich im Jahr 2023 auf rund Fr. 3,985 Mio. Davon stammen rund 72,4% aus Geldern der öffentlichen Hand.

Die Bruttogewinnmarge nach den direkten Materialkosten und den Projektkosten betrug 86,4%. Darin enthalten sind auch rund Fr. 10’000.–, welche im Zusammenhang mit der Sicherheit rund um den Sitz der SHO an der Aarbugerstrasse in Olten erbracht werden mussten.

Die gesamten Personalkosten beliefen sich auf rund Fr. 2,983 Mio. bzw. 74,8% des Betriebsertrages.

Nach Abzug der weiteren Kosten wie Mieten und Nebenkosten für die Geschäftsliegenschaften und Kosten für die Verwaltung sowie für die Öffentlichkeitsarbeit endet das betriebliche Ergebnis vor Abschreibungen bei einem Minus von Fr. 70’492.74. Nach der Berücksichtigung der Abschreibungen auf den Sachanlagen ergibt sich ein operativer Jahresverlust von Fr. 79’766.02. Dies bei einem prognostizierten Budgetverlust von Fr. 44’148.– für dieselbe Berichtsperiode.

Das operative Jahresergebnis 2023 schneidet rund Fr. 35’000.– schlechter als die Budgetvorgabe 2023 ab. Die Gründe dafür liegen im geringeren Ertrag aus dem «Begleiteten Wohnen», bei den höheren Nebenkosten der Wohnungen im BW, bei den gestiegenen Kosten in der «Stadtküche» sowie bei den zusätzlichen Kosten für die Sicherheit der SHO.

Die Suchthilfe Ost GmbH hat im vergangenen Jahr die Umstellung im Bereich der EDV gut gemeistert. Mittlerweile wird die ganze Infrastruktur von einem externen Anbieter gemietet. Somit ist auch der Support gewährleistet und man verfügt immer über die modernste Technologie.

Die Jahresrechnung 2023 mit dem detaillierten Anhang wurde analog der Vorjahre nach den Buchführungsvorschriften von SWISS GAAP FER gemäss Vorgaben des Kantons für «Gemeinnützige Organisationen, welche Gelder von der öffentlichen Hand beziehen», erstellt.

Die vorliegenden Zahlen wurden durch die externe Revisionsstelle Solidis Revisions AG in Olten, vertreten durch Frau Karin Trümpy, geprüft. Die Revisionsstelle hat nebst der Durchführung der eingeschränkten Revision auch die Einhaltung der Rechnungslegungsgrundsätze nach SWISS GAAP FER geprüft. Die schriftliche Prüfungsbestätigung 2023 vom 21.03.2024 liegt vor und kann am Sitz der Firma eingesehen werden.

Ich danke an dieser Stelle der Geschäftsleitung sowie allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Suchthilfe Ost GmbH für den Einsatz im vergangenen Geschäftsjahr. Ich darf auch im Auftrag des Vorstandes des Regionalvereins Olten-Gösgen-Gäu (OGG) dem ganzen Team für die geleistete Arbeit danken.

Im Weiteren danke ich dem Vorsitzenden der Geschäftsleitung, Herrn Georg Lindemann, für seinen Einsatz. Er ist von Seiten des Regionalvereins Olten-Gösgen-Gäu als Ressortleiter für die Suchthilfe Ost GmbH zuständig. Er vertritt die Interessen der Organisation in den politischen Gremien und informiert den OGG regelmässig über die Aktivitäten der SHO.

Die Suchthilfe kann als gemeinnützige Organisation den Leistungsauftrag des Kantons Solothurn zur Erbringung von Dienstleistungen im Bereich Sucht für die Einwohnergemeinden der Bezirke Olten, Gösgen, Gäu, Thal, Dorneck und Thierstein jederzeit zuverlässig gewährleisten. Sie ist für die Zukunft gut aufgestellt.

Schönenwerd, 5. April 2024

Felix Haefeli
HT HAEFELI & SPIELMANN TREUHAND AG
(Controlling Suchthilfe Ost GmbH und Regionalverein Olten-Gösgen-Gäu)

Jahresrechnung 2023