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Drogenkonsum im öffentlichen Raum – Erkenntnisse aus Neshrin Meiers Masterarbeit

Öffentlicher Drogenkonsum ist in vielen Städten sichtbar. Doch was bewegt Menschen dazu, im öffentlichen Raum zu konsumieren, und welche Bedürfnisse und Risiken sind damit verbunden?
Neshrin Meier arbeitet bei der Suchthilfe Ost als Projektleiterin der Aufsuchenden Sozialarbeit und hat sich in ihrer Masterarbeit an der ZHAW Soziale Arbeit genau mit diesen Fragen beschäftigt.

Zur Beantwortung ihrer Forschungsfrage führte sie ein Fokusgruppengespräch mit Fachexpert:innen durch und sprach in Einzelinterviews mit Drogengebrauchenden, im Folgenden als «User:innen» bezeichnet. Die Ergebnisse wurden anschliessend in einem Validierungsworkshop mit Fachpersonen interpretiert.

Gründe für den Konsum im öffentlichen Raum
Kontakt- und Anlaufstellen (K&A) bieten grundsätzlich die Möglichkeit zu einer sauberen Konsumation sowie diverse niederschwellige Hilfestellungen. Trotzdem konsumieren einige User:innen freiwillig nicht in der K&A, sondern im öffentlichen Raum. Ein Grund dafür ist, dass sie meist dort konsumieren, wo sie sich gerade aufhalten, um das Bedürfnis nach Konsum sofort zu befriedigen, statt erst den Weg zur K&A auf sich zu nehmen. Durch die räumliche Abgrenzung von anderen User:innen wird zudem der eigene Selbstwert geschützt. Für einige stellt die K&A auch eine Form staatlicher Machtausübung dar, die sie in ihrer Autonomie einschränkt. Bei den befragten User:innen zeigten sich jedoch auch Bedürfnisse, welche durch den Konsum im öffentlichen Raum nicht erfüllt werden, wie die Bedürfnisse nach Ruhe und Sicherheit.

Risiken des Konsums im öffentlichen Raum
Als Risiken des Drogenkonsums im öffentlichen Raum konnte insbesondere die Gesundheitsgefährdung durch mangelndes Wissen über Safer-Use-Praktiken identifiziert werden. Hinzu kommen die fehlende Betreuung und Begleitung bei schlechten Konsumerfahrungen sowie Stress und Unsicherheit, die unter anderem durch den Kampf um Substanzen, durch Gewalt innerhalb der Peergroup oder durch prekäre Lebensbedingungen ausgelöst werden.

Verbesserung der Lebenslage als Schlüssel
Eine zentrale Erkenntnis der Masterarbeit ist, dass eine Verbesserung der Lebenslage der User:innen dazu beitragen kann, Risiken des Konsums im öffentlichen Raum zu reduzieren und den damit verbundenen Bedürfnissen besser zu begegnen. So sinkt bei einer positiveren Bewertung der eigenen Lebenssituation beispielsweise das Bedürfnis, staatliche Machtausübung zu meiden oder die eigene Autonomie zu wahren, wodurch Angebote von Hilfseinrichtungen wie der K&A häufiger wahrgenommen werden könnten. Als zielführend, um die Lebenslage der User:innen zu verbessern, gelten auch «Housing First»-Ansätze, Aufsuchende Arbeit im öffentlichen Raum sowie die Zusammenarbeit mit Peers. Wichtige Schritte wären zudem die flächendeckende Finanzierung und Bereitstellung sicherer Konsumräume sowie Massnahmen entgegenzuwirken, die repressiv sind. Solche Repressionsmassnahmen verschlechtern oft die Lebenslagen der User:innen und führen zu einem erhöhten Misstrauen gegenüber staatlichen Institutionen, wodurch schadensmindernde Angebote weniger oft genutzt werden.

Die Rolle der Suchthilfe Ost
Die Erkenntnisse aus Neshrin Meiers Masterarbeit zeigen auf, dass der Drogenkonsum im öffentlichen Raum nicht in erster Linie verdrängt werden sollte, sondern die zugrundeliegenden Ursachen bekämpft werden müssen, welche Menschen in diese verletzliche Situation bewegen. Die Suchthilfe Ost trägt durch ein breites Angebot auf verschiedensten Ebenen zur Verbesserung der Lebensumstände von User:innen bei. Die Aufsuchende Sozialarbeit erreicht User:innen direkt im öffentlichen Raum, vermittelt Safer-Use-Wissen und baut Brücken zu weiterführenden Hilfen. In der Kontakt- und Anlaufstelle können Drogen unter sicheren Bedingungen konsumiert werden, wodurch gesundheitliche Risiken und Stress reduziert werden. Die Stadtküche bietet einen geschützten Ort für Begegnung, Verpflegung und Hygiene, während das Tagwerk Tagesstruktur vermittelt. Durch das Begleitete Wohnen werden stabile Lebensbedingungen geschaffen.

Die Angebote der Suchthilfe Ost setzen genau das in die Praxis um, was die Masterarbeit aufzeigt: Man erreicht mehr, wenn man Menschen Hilfe und ein stabiles Umfeld bietet, anstatt sie auszugrenzen.

Weitere Informationen

Das Team der Suchthilfe Ost ist gerne für Ihre Anliegen da.
Gratis-Nr. 0800 06 15 35 oder Tel. 062 206 15 35, E-Mail: info@suchthilfe-ost.ch